Der Mensch ist für den Himmel da

Bei welcher Bank haben Sie ihr Konto? Bei einer Bank hier in Wels? Oder in der Schweiz? Oder gar auf den Cayman Inseln? Soll ja angeblich recht steuerschonend sein…. Auf jeden Fall: Ohne Konto geht heutzutage gar nix mehr.
Das war vor noch nicht allzu langer Zeit sogar ein gr. Problem für Menschen ohne festen Wohnsitz. Ohne festen Wohnsitz konnte man kein Konto eröffnen und es fielen so manche Obdachlose durch den sozialen Rost.
Zu der Zeit, in der das Gleichnis aus dem heutigen Evangelium angesiedelt ist, war das noch einfacher. Der Reiche, der nicht näher mit Namen genannt wird – er definiert sich schlichtweg über sein Vermögen – hat seinen Reichtum nicht auf einem Konto, sondern er hat Goldmünzen und in einen großen Besitz. Und der Arme, Lazarus mit Namen, fiel auch damals durch den sozialen Rost und befand sich in der Gesellschaft am ganz untersten Ende. Der Reiche prasste und der Arme fristete so gerade eben sein Dasein. Und dann der Tod – beide gleichzeitig – da ist das Leben gerecht, egal ob du viel hast oder nix – er kommt, der Tod und auf einmal ist alles umgekehrt.
Angenommen, Gott führt auch ein Konto. Ein Konto über unser Leben.
Wahrscheinlich ist es kein Konto, sondern ein Sparbuch – Gottes Sparbuch heisst wahrscheinlich dann Lebensbuch für jeden einzelnen von uns.
Das Lebensbuch des Lazarus ist aufgrund seiner Armut mit einem Guthaben gefüllt. Sein Leben auf Erden in Armut wird im Himmel belohnt. Der Reiche hat ein Minus auf dem Buch – weil, sein Reichtum wird abgezogen und er hätte sich ein Guthaben erarbeiten sollen: Mit Barmherzigkeit, mit guten Taten, mit Spenden an die Armen und Bedürftigen.
Aber jetzt ist es zu spät – jetzt wird von Gott ein Schlussstrich gezogen und das Ergebnis steht fest:
Himmel für Lazarus, Glückseligkeit im Schoße Abrahams und Hölle für den Reichen und ewige Verdammnis. Ende der Geschichte. Schluß. Aus.
Stopp. Nein – nicht Ende, Schluss, Aus – denn Gott liebt die Menschen. Er will nicht, dass es so endet. Gott hat mit Jesus die „RESET“-Taste gedrückt. Durch seinen Sohn Jesus, den er uns vor 2000 Jahren als Boten zu uns geschickt hat. Jesus - einer, der von den Toten zurück zu den Menschen gekommen ist.
Davon haben wir im Evangelium gehört. Und die Menschen, die Jesus erfahren haben, haben dieses Zeichen „der von den Toten aufersteht“ verstanden: Die ersten Christengemeinden wurden gegründet und Tausende, ja Millionen von Menschen sind seither der Lehre Jesu gefolgt und haben den Glauben an den einen Gott angenommen. Im Laufe der Jahrhunderte gab es dabei Höhen und Tiefen. Es gab gute Wegstrecken und es gab Abschnitte mit vielen Steinen und Hindernissen auf dem Weg des Glaubens. Es gab Aufbruch und Veränderung zum Guten, es gab aber auch Irrungen, Menschen sind im guten Glauben vom richtigen Weg abgekommen, oder haben den Glauben für ihre Zwecke missbraucht.
Heute herrscht bei vielen Menschen das vor, was Abraham zum Reichen in der Hölle gesagt hat: „Sie werden sich nicht überzeugen lassen, nicht einmal wenn einer von den Toten aufersteht.“
In unseren Breiten mit einem recht hohen Wohlstand behindert der materielle Reichtum den Blick auf ein wirklich „reiches Leben“ – ein Leben wie Gott es für uns vorgesehen hat. Nicht materiellen Reichtum, sondern Reichtum an Glück, Freude und Liebe.
Aber was ist denn der „Himmel“ und die „Hölle“?
Die Hölle: Das ist kein Ort im Inneren der Erde, wo der Mensch von Teufeln leiblich gequält und gefoltert wird. Es ist auch keine von Gott verhängte Strafe, sondern es ist ein Lebenszustand, der geprägt ist von Gottlosigkeit, von einem Erstarren in der Nichtliebe und eine Verherrlichung von Egoismus und Selbstoptimierung ohne den Blick und die Rücksichtnahme auf den Mitmenschen.
Der Himmel ist auch kein physischer Ort, sondern der Himmel, das ist Gott. So hören wir in der Bibel immer wieder von der Vollendung in Gott: Hochzeitsmahl, Paradies. Im Kommen Jesu, dem Sohn Gottes und seiner Lehre, seinem heilenden und befreienden Handeln beginnt das Reich Gottes bereits in dieser Welt. Beginnt der Himmel schon auf Erden – nicht immer, aber zumindest ab und zu. Menschen, die heute in der Nachfolge Jesu leben bringen wie Jesus das Reich Gottes in unsere Welt. So ist das ewige Leben nicht Ersatz für das gegenwärtige Leben, sondern dessen Vollendung.
Ich habe dazu folgenden Text gefunden, der das in Kürze wiedergibt, was Gott für uns möchte:
Der Mensch ist für den Himmel da - und nicht die Hölle für den Menschen. Gott hat keinen Menschen für die Hölle geschaffen... und keine Hölle für die Menschen. Wer sich von der Liebe Gottes entfernt, begibt sich selbst auf den Weg der "Hölle". Und Himmel ist immer und überall da, wo Liebe ist.
So haben auch wir, die wir eher dem Reichen des heutigen Evangeliums zugeordnet werden können, Hoffnung auf Gottes Rettung. Selig, die arm sind vor Gott – heisst es in der Bergpredigt. Und nimmt man den Satz wörtlich, dann sind alle Menschen selig – weil alle arm sind vor Gott. Niemand kommt an ihn heran. An seine Größe und Gnade, an seine Gerechtigkeit und Güte, an seine Barmherzigkeit und seine Liebe.
Das darf uns aber auf keinen Fall davon abhalten, uns zu bemühen. Im Gegenteil – es ist unsere Aufgabe uns zu bemühen! Uns zu bemühen in Sachen Mitmenschlichkeit, Vergebung, Güte und Großzügigkeit. Und damit komme ich wieder auf das „Sparbuch“, das Gott für uns führt zurück: Darin sollen wir Guthaben anhäufen – unabhängig von der Barmherzigkeit Gottes - Guthaben in Form von guten Taten. Denn ist es bei uns nicht so, dass uns ein gut gefülltes Sparbuch viel besser schlafen lässt und uns beruhigt? Ich bin sicher, das gilt auch für ein gut gefülltes Lebensbuch Gottes. Amen.